Montag, 25. Mai 2015
Pimp your Moppe
"shabby chic" ist zur Zeit sehr modern.
Tapeten, Utensilien und Möbel... alles wird auf alt gemacht und neu vermarktet.
Als Frau, deren Kleidungsstil seit 60 Jahren überholt ist, kümmert mich so etwas ja normalerweise nicht, aber ich muss zugeben: der Vintagelook gefällt mir auch.
Allerdings möchte ich weder mein Haus mit schlecht gemachter Massenware fluten, noch liegt mir genug daran, um ein Heidengeld für ein Einzelstück hinzulegen. Also hab ich mir gedacht: nimm, was Du da hast und mach das Beste daraus!
Eine uralte Ikea Moppe-Minikommode stand noch auf dem Kleiderschank, Lack und Stoffreste waren auch noch da - und schon ging es los...
1. Schritt: Vorbereitung
Die alte Kommode von Schmutz befreien, Unebenheiten gegebenenfalls grob abschleifen.
Sollte das Möbelstück bereits lackiert sein,
entweder
- ab- bzw. anschleifen
oder
- (wenn die Farbe den Wünschen entspricht) direkt zu Schritt 3
2. Schritt: Lackieren
Auch wer noch nie eine Lackrolle in der Hand hatte, muss sich hier nicht fürchten. Zum einen ist Lackieren nicht so schwer, wie man vielleicht meint, zum anderen wird ein Teil der Farbe nachher ohnehin wieder abgeschliffen! Wenn es also nicht ganz exakt wird, spielt es keine Rolle.
Ich habe weißen Acryllack verwendet. Er riecht deutlich weniger stark als normaler Lack und ist wasserlöslich. Kein Verdünnungsmittel im Haus haben zu müssen, um die Rollen nachher zu reinigen, ist für mich ein riesen Pluspunkt. Und dass man damit auch noch die Umwelt schont, ist ja auch nicht zu verachten ;-)
Denkt aber trotzdem daran, das Umfeld großzügig mit Zeitung abzudecken! Denn auch wenn der Lack flüssig noch mit Wasser wegzuwischen ist, sind Flecken auf Stoff und Teppich eine nervige Sache.
Mit kleiner Lackrolle und einer Lackwanne bewaffnet, kann es dann auch schon los gehen. Alle sichtbaren Flächen werden lackiert.
Auch wenn ich nicht auf die Uhr geschaut habe, möchte ich behaupten, dass das bei meiner Minikommode keine 15 Minuten gedauert hat.
Und da die Unterseiten auch nicht lackiert werden müssen, gibt es auch nach der ersten Trockenphase kein umständliches Umlagern.
Meine erste Schicht war aufgrund der Struktur des ... nennen wir es "Holz"... nicht ganz deckend. Ich habe daher nach der ersten Trockenzeit noch eine zweite Lage aufgetragen und bin dann Schlafen gegangen!
Am nächsten Tag war die Moppe dann trocken und bereit für den nächsten Schritt.
3. Schritt: Abschleifen
Nun wird der - gerade erst liebevoll aufgetragene - Lack wieder abgetragen!
Da meine Schleifmaschine scheinbar gerade auf Urlaub in einem anderen Keller zu sein scheint, habe ich die Schleifarbeiten per Hand gemacht. Einfach ein Stück mittelgrobes Schmirgelpapier auf einen dafür vorgesehenen Griff, um ein Stück Holz oder auch eine alte Dose legen und über den Lack reiben.
Bei einer Minikommode wie meiner ist das auf diese Art kein Problem. Wer sich aber an ein größeres Möbel traut, sollte definitiv technische Unterstützung haben. Deine Bänder und Sehnen werden es Dir danken!
Geschliffen wird nach Geschmack.
Ich mag es, wenn die Kanten "abgestoßen" sind und der Lack an sich etwas verkratzt und abgenutzt aussieht. Dazu habe ich vor Allem mit der Maserung geschliffen und die Kanten etwas rund geschmirgelt.
Ich hatte zu Beginn noch keine genaue Vorstellung wie viel Lack ich wegschmirgeln sollte. Es ergab sich einfach bei der Arbeit.
Wenn es Dir also am Ende gefällt, hast Du genau die richtige Menge Lack abgeschliffen!
4. Schritt: Versiegeln
Sind alle Teile fertig geschliffen, sollte die Oberfläche versiegelt werden. Wir wollen ja nicht, dass das gute Stück Flecken und Gebrauchspuren bekommt oder nachher noch der Lack beschädigt wird... ;-)
Aber im Ernst: Dein Kunstwerk ist momentan empfindlich. Durch die abgeschliffenen Stellen ist das Holz ungeschützt. Stellt man ein Glas darauf ab, könnte ein Rand zu sehen bleiben und selbst beim feuchten Staubwischen könnte das Holz Schaden nehmen.
Ich empfehle Dir darum alle Flächen mit Klarlack zu überziehen.
Ich war faul und habe mich für Sprühlack entschieden! Das geht schnell, ist praktisch und trocknet gut. Einfach die bearbeiteten Flächen besprühen und zum Trocknen mit einer ungelackten Seite nach unten aufstellen.
Wichtig ist aber mit einer Lackdose nur draußen zu arbeiten. Die Dämpfe sind nicht nur durchdringend, sondern auch ungesund!
Natürlich tuen eine Dose Klarlack und ein Pinsel den selben Dienst.
Ist der Klarlack trocken (siehe Hinweise auf dem Lack), kann man die Schubladen einsetzen und sich sein Werk anschauen:
Natürlich spricht nichts dagegen hier einfach Schluss zu machen. Ich wollte aber noch ein bisschen mehr...
5. Schritt: Innenausstattung
Da meine Moppe von innen genau so shabby war wie von außen habe ich die Schubladen auch noch ein bisschen aufgehübscht. Und zwar mit Hilfe von Schere, Leim, etwas Schaumstoff und Stoffresten.
Dazu habe ich einfach Stoffreste in der Größe der Schubladenböden zugeschnitten und sie mit Bastelleim eingeklebt.
Schubladen, die später Empfindliches beherbergen sollen, habe ich zusätzlich mit einer Schicht Schaumstoff ausgepolstert:
Auch darauf lässt sich der Stoff mit dem Leim noch befestigen.
Am Ende sind alle Schubladen von innen beklebt und überraschen mit unterschiedlichen Farben und Mustern:
Alles in Allem hat mich die Überarbeitung gerade mal 2 - 3 Std gedauert. Trockenzeiten nicht mit eingerechnet.
Und da ich bis auf den Sprühlack alles im Haus hatte, ist der Kostenfaktor auch zu vernachlässigen!
Es hat mir Spaß gemacht aus etwas Altem etwas Neues zu machen - auch wenn es danach immer noch alt aussieht....
Und ich freue mich darauf in meiner schicken, kleinen Kommode einen Teil meines Tortenwerkzeuges unter zubringen.
Vielleicht hab ich Dich ja auch auf den Geschmack gebracht. Versuch es doch einmal! Es ist gar nicht so schwer etwas "schön schäbig" aussehen zu lassen!
In diesem Sinne noch einen schönen Pfingstmontag mit Lackrolle oder Kochlöffel...
Lebe lecker,
Lorraine
Wie stehst Du denn zu dem abgewetzten Look? Wäre es auch was für Dich? Ich freu mich auf Deinen Kommentar!
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