Dienstag, 05. Januar 2016
Liebe ist Spitze!
Fast 50 cm hoch und ca. 13 kg schwer.
Nein, das ist zum Glück nicht das 9 Monate gereifte Ergebnis einer Liebesnacht. Die arme Mutter!
Es ist das Ergebnis von ca. 40 Stunden Arbeit. Denn das, was Du hier siehst, ist nur die Spitze vom Eisberg...
Aber fangen wir vorne an:
Freunde von uns haben sich getraut! Nach einigen Jahren Beziehung stand nun die Hochzeit an. Ganz unschuldig und lieb fragten sie mich, ob ich ihnen nicht die Hochzeitstorte machen würde. Und da ich Freunden natürlich gerne eine Freude mache und so auch keinen Gedanken an ein passendes Geschenk verschwenden musste, sagte ich sofort zu.
Ich bin mir ganz sicher, dass niemand vorher die Anzahl der geladenen Gäste erwähnt hat... :-D
Mehr als 90 Personen sollten es werden. Alter Falter... da bekam ich schon etwas weiche Knie.
Aber versprochen ist versprochen. Und natürlich hat mich so ein großes Projekt auch gereizt.
Also erstmal Urlaub für die Tage vor der Feier eingereicht und dann hab ich mich fröhlich an die Planung gemacht.
Es war klar, dass für diese Personenanzahl eine Torte aus drei doppelten Etagen her muss. Aber solche großen Etagen wollen auch dekoriert werden! Darum musste eine Dekovariante her, die ich zeitlich umsetzen konnte ohne meinen Jahresurlaub aufzubrauchen. Ich machte der Braut einige Vorschläge und sie beschrieb mir, welche Torten ihr am besten gefallen. Auffällig war ihre Vorliebe für Spitze und Perlen. Sie gab mir allerdings einfach freie Hand und wünschte sich lediglich die Farben weiß und grün.
Also konnte es losgehen.
Und damit Du einen Eindruck davon bekommst, was alles passiert bis so eine Hochzeitstorte angeschnitten wird, habe ich Dir einfach mal ein kleines "Making of" gemacht:
Making of...
In einem Anfall von Wahnsinn habe ich für die unterste, größte Etage mal wieder einen Ruhekuchen empfohlen. Ja, der Kuchen ist toll! Ohne Frage. Und ja, es ist sehr praktisch, dass er schon mehrere Tage vorher vorbereitet werden kann und muss! Und gerade für Etagen mit großem Durchmesser ist er hervorragend geeignet! Aber um ehrlich zu sein, frage ich mich beim Backen der einzelnen Böden jedes Mal, was ich mir dabei denke, mir diesen Mist immer wieder freiwillig aufzuladen:
11 Böden einzeln gebacken! Meine Oma würde sagen: Da muss man schon Spaß dran haben.
Nach dem Füllen ist das 30cm Stück gute 13cm hoch und hat die ersten 3 Stunden Arbeit verschluckt.
Für die anderen beiden Etagen hatte ich zum Glück simplere Vorschläge gemacht!
So gab es einen (oder besser je zwei gestapelte) Schokoladenkuchen als oberste Etage mit 18cm Durchmesser und ca. 14cm Höhe sowie den immer wieder beliebten Karottenkuchen in der Mitte mit 24cm Durchmesser und ebenfalls ca. 14cm Höhe:
Alle Torten waren laktosefrei und damit für alle Gäste verträglich.
Nachdem die Torten gebacken und ausgekühlt waren, wurden sie mit der jeweils geschmacklich passenden Ganache auf das Fondant vorbereitet und gut duchgekühlt:
Am Tag vor der Feier habe ich die Torten dann eingedeckt und dekoriert.
Der treue Leser meines Blogs hat die Spitze sicher schon als Magic Decor erkannt. Diesmal habe ich allerdings nicht mit einer flächendeckenden Spitze gearbeitet (wie hier oder hier), sondern mit einzelnen Ornamenten.
Zusätzlich habe ich die Spitze mit essbaren Perlen besetzt:
Um genau zu sein: mit etwas mehr als 360 Perlen. Mit der Pinzette.
Hier kann man die Perlen ganz gut sehen - auch wenn das Bild an sich leider etwas farbverfälscht ist...
Um ehrlich zu sein, war das eine Arbeit für einen der Vater und Mutter erschlagen hat! Und um noch ehrlicher zu sein, sind die Perlen nicht einem Einzigen aufgefallen... Aber es hat ja immerhin die Feinmotorik trainiert. ;-)
Zusätzlich zur Spitzendeko habe ich noch ein Dekoelement von der Einladungskarte verwendet. So schmückte die mittlere Etage ein Scherenschnitt des Brautpaares. Und auf der Rückseite habe ich eine kleine Aufmerksamkeit für den Bräutigam versteckt, der eigentlich viel lieber eine Superheldentorte gehabt hätte - im selben grün, ganz unauffällig: das Spiderman-Symbol!
Bereits in den Wochen vor der Feier habe ich den Tortentopper vorbereitet. Es war ein kleines Gesteck aus essbaren Rosen und Efeu.
Am entscheidenden Tag habe ich dann das Gesteck und die Torten einzeln verpackt in Kühlboxen zum Restaurant gefahren. Durch eine gute Absprache im Vorfeld klappte dies - zum Glück - prima. Ich wurde bereits erwartet und durfte die Torten sicher im Weinkeller parken.
Bitte bedenke, dass man nicht einfach so eine Torte mit in ein Restaurant bringen darf! Egal, wie groß sie ist. Wenn sie vor Ort verzehrt werden soll, muss dies auf jeden Fall abgeklärt werden. Viele Restaurants nehmen sogenanntes "Krümmelgeld" als Aufwandsentschädigung für den Spülaufwand und Ersatz für die ausbleibenden Einnahmen durch Desserts.
Kläre es also auf jeden Fall im Vorfeld ab, ob Du die Torte mitbringen darfst und welche Kosten auf Dich oder den Gastgeber zukommen.
Meine Erfahrung ist, dass Restaurantchefs auch Verständnis für Geheimniskrämerei haben und verschwiegen sind, wenn es eine Überraschung werden soll!
Kurz bevor das Nachtischbuffet aufgebaut wurde, bin ich dann in die kalte Küche gehuscht und habe das Werk vollendet!
Hier bin ich bei der Arbeit :-)
Außerdem siehst Du auf dem Bild, dass ich die unteren Torten mit Stützen versehen habe. Die Torten stehen dabei alle auf Cakeboards, so dass sich das Gewicht auf die Fläche verteilt.
Letzte Feinarbeiten und oben drauf noch das Gesteck! Et voilà:
Fertig ist das gute Stück!
Ich muss zugeben, dass ich wirklich froh war, als sie endlich auf dem Wagen stand, mit dem sie reingebracht wurde.
Und auch wenn ich natürlich langsam routinierter werde, kostet es mich doch jedes Mal einiges an Nerven. Aber wenn das Brautpaar dann zufrieden ist und sich freut, hat sich der ganze Aufwand gelohnt!
Wie gefällt Dir die Torte? Hast Du eine Vorstellung davon bekommen, was es heißt eine solche Torte zu machen? Lass mich wissen, was Du darüber denkst!
In diesem Sinne...
Lebe lecker,
Lorraine
Natürlich freue ich mich auch sehr über ein gehobenes Däumchen oder ein kleines Plus! So kann ich am besten beurteilen, was Du lesen willst und was Dir weiterhilft.
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